Referat Demenz

Referat „Umgang mit Dementen“

(ein Auszug aus dem Seminar für Mitarbeiter des Sozialen Dienstes, Beschäftigungstherapeuten, Betreuungsassistenten, sowie Pflegekräften und Angehörige)

Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen ist Geduld

Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – dies kann zu Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein führen (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).
Hier ist bei den Kontaktpersonen Fingerspitzengefühl gefragt!!!

Der Pflegeforscher Prof. Erwin Böhm (Österreich) setzt auf Kindheitsemotionen, um demenzkranke Senioren zu rehabilitieren.

Böhm rät, ein so genanntes Soziogramm im Rahmen der Biografiearbeit zu erstellen. Darin wird vermerkt, was dem  Dementen als Kind und Jugendlichen Spaß gemacht hat und die musikalische Prägung. Diese Informationen können später verwendet werden, um Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen. Dadurch entstehen Emotionen, die besonders Demenzkranke glücklich machen können und ihnen neue Lebensenergie einflößen. Die Krankheit könne auf diese Weise zwar nicht geheilt, aber in ihren Auswirkungen vermindert werden bzw. ein angemessener Umgang damit erreicht werden.

Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das meiste, was man ihnen sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen.

Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich; führt man einen Betroffenen immer wieder an einen bestimmten Platz an einem Tisch und erklärt ihm, dies sei „sein“ Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht.

Worte sind Instrumente

Worte sind in der Lage, Frieden und Freude auf der einen Seite, aber auch Unheil und Unglück auf der anderen Seite zu verursachen.

Betrachten Sie doch einmal an dieser Stelle die Schöpfung, dargestellt im 1. Buch Mose:

„Gott sprach und es geschah“   –  durch Worte – betrachten wir das Wort „sprach“ aus dem Urtext heraus, ist es auch als „Singen“ verstanden werden, entstand die gesamte Schöpfung.

So ist auch der Mensch nachweislich in der Lage, durch seine schöpferischen Möglichkeiten mit verbalem Einsatz durch Worte entsprechende Wirklichkeiten zu erschaffen!

Aus dem Begleitschreiben des kath. Bildungswerks vom 14.8.2009:

Nicht nur die gesellschaftlichen Umstände unserer Zeit, sondern vor allem die unveräußerliche Würde der menschlichen Person erfordern eine der jeweiligen Lebenssituation angemessene Ermöglichung der Teilhabe am Leben in Gemeinschaft. Diese Verpflichtung gilt umso mehr, wenn man sich im Glauben der Berufung des Menschen zur Gemeinschaft mit Gott bewusst wird. Wahrheit und Liebe sind in Kirche und Gesellschaft die maßgeblichen Werte, die als sozialethische Prinzipien für eine umfassende Entwicklung der Menschheit notwendig sind. (Papst Benedikt XVI.,  Enzyklika CARITAS IN VERITATE 2009)

Kommunikation

Die Verständigung sollte in einer einfachen Sprache geschehen und jeder Satz nur eine Information enthalten.

Meistens werden Sprichwörter und Redensarten besser als abstrakte Redewendungen verstanden. Wenn die Sprache kaum noch möglich ist, wird es umso wichtiger, die übrigen Sinne anzusprechen. Ich persönlich praktiziere, so fern das möglich ist, den Körperkontakt: ein sanftes „über die Wange streichen“, sofern das angebracht ist, kann schon viel erreichen!

Zugang kann auch über die basale Stimulation erfolgen:  Schmecken, Riechen, Sehen, Hören, Tasten.

Im Rahmen der Biographiearbeit werden auch die musikalischen Vorlieben festgehalten. Von daher können bestimmte Musiken ausgewählt werden: die Betroffenen blühen richtig auf!.

Ein Überangebot an Reizen führt allerdings eher zu Verwirrtheit als zu Stimulation. Es sollte also ein Gleichgewicht zwischen Überangebot und absoluter Reizarmut gefunden werden.

Demenzbegleitung bei stationärer Pflege

Im „Normalfall“ kann es vorkommen, dass ein dementer Bewohner, der stationär untergebracht ist, der Geräuschkulisse von Fernsehen oder Radio ausgesetzt ist. Das Wahrnehmungsvermögen des Betroffenen wird dabei oft unterschätzt. Analysieren Sie einmal selbst ein Stunde irgendeines Senders, den man für die Beschallung verwendet:

  • Nachrichten: Inhalte und die damit verbundene emotionale Ausstrahlung ist in den meisten Fällen von negativen Botschaften geprägt. Es geht um Krisen, Kriege, politische Probleme und Vieles in dieser Art.
  • Voraussagen über das Wetter und die dann folgenden Staumeldungen sind für den Dementen ebenfalls überflüssige Sinnesreize.
  • Die Gestaltung des nun folgenden Musikprogramms wird Moderatoren überlassen, die den Geschmack der Hörer treffen möchten, darüber hinaus bestimmen Konzerne, welche Musik im Radio gespielt wird, um Erfolgsquoten für den jeweiligen Künstler zu forcieren.

Der Bewohner wird einer nicht steuerbaren Kulisse von Musiken mit den damit verbundenen Inhalten und Botschaften ausgesetzt, ob er will oder nicht!

  • Aus heiterem Himmel wird die Sendung wegen Falschfahrern oder anderen Problemen auf der Autobahn unterbrochen!
  • Nach zwanzig Minuten werden Traumwelten in den Werbeblöcken vermittelt, deren Botschaften den betroffenen Hörer sicherlich überfordern.
  • Es folgen die Kurznachrichten, erneut Verkehrsansagen… –  das setzt sich bis zum nächsten Werbeblock fort und zur vollen Stunde kommen erneut die Nachrichten.

Wie hat sich der Betroffene in dieser Stunde gefühlt? Hat ihm diese Berieselung tatsächlich gedient?

Ich behaupte: in keiner Weise!

In der Praxis wird leider kaum beachtet, dass jede Art von Audiokontakt, insbesondere der von Musik, die analytischen und logischen Filter unseres Denkens übergeht. So wird jeder Audiokontakt auch von Dementen sehr wohl sensibel wahrgenommen!

Musik beeinflusst die psychophysische Befindlichkeit, insbesondere Gefühle und Stimmungen.

Musik, welcher Art auch immer, kann Entspannung, Ausgeglichenheit, Aktivierung, Fröhlichkeit, Traurigkeit, Aggressivität u. ä. vermitteln.

Entsprechend ausgewählte Musik ermöglicht es, gegensätzliche Befindlichkeiten und Stimmungen im Gleichgewicht zu halten und damit ausgleichend, regulierend und harmonisierend auf den gesamten Organismus einzuwirken.  Gezielt ausgewählte Musik kann auf ihre Art Störungen im Harmoniebewustsein des Betroffenen beseitigen und ihre Wirkung hinterlassen. Störungen und Beeinträchtigungen körperlicher und geistig-seelischer Funktionen und Prozesse können somit positiv beeinflusst werden.

In den vergangenen Jahren habe ich als Komponist einige meditative Musikproduktionen geschaffen. Diese setze ich bei meinen Angeboten ein und empfehle einzelne Produktionen auch für die stationäre Demenzbegleitung.

Das Konzept der musikalischen Demenzbegleitung sieht vor, den Bewohner zeitweise bzw. oder auch über Stunden täglich mit ausgesuchten meditativen und auch klassischen Werken in seiner Seele zu erreichen. Eine Minimallautstärke reicht dabei völlig aus. Dabei wird auf längerer Sicht eine harmonisierende Atmosphäre im Raum des Betroffenen hergestellt.

Aus der Audiostudie von Joachim Ernst Behrendt „Die Welt ist Klang“:

Klang ist Bewegung, Klang ist eine Welle von Vibration, Klang ist Energie, die der Körper und die Seele in jedem Fall auch im Demenzzustand wahrnehmen.

Nehmen Sie Kontakt mit mir auf und schreiben Sie mir eine Nachricht